IP-Schutzarten: Eine Definition
Die Widerstandfähigkeit eines Gerätes ist ausschlaggebend für dessen Langlebigkeit. Dies erkennt man an der IP-Schutzart. Doch was ist eine IP-Schutzart? Wie unterscheidet sie sich von der Schutzklasse? Und wie ist ein IP-Code aufgebaut? Diese und viele weitere Fragen rund um das komplexe Thema „Schutzaspekte elektrischer Betriebsmittel“ werden im Folgenden geklärt.
Sicherheitseigenschaften von elektrischen Geräten
Versagen Elektrogeräte, Leuchten oder auch Installationsteile von heute auf morgen den Dienst, sind es oftmals Fremdkörper wie Staub oder Wasser, die ins Innere gelangt sind. Selbst kleinste Partikel oder Tröpfchen können die empfindlichen elektrotechnischen Systeme angreifen und beschädigen. Wie widerstandsfähig ein Gerät ist, erkennt man an der angegebenen IP-Schutzart.
Was bedeutet IP-Schutzart?
Das Kürzel IP steht für „International Protection“ oder – wie vor allem im englischen Sprachraum in Verwendung – „Ingress Protection“, zu Deutsch: „Schutz gegen Eindringen“. Die IP-Schutzart definiert den Schutzgrad des Gehäuses gegen Berührungen des Innenlebens eines Gerätes, sowie das Eindringen von Fremdkörpern und von Wasser.
Wie ist ein IP-Code aufgebaut?
Die IP-Schutzart besteht immer aus zwei Ziffern: Die erste Ziffer beschreibt den Schutzgrad vor Berührungen des Geräte-Innenlebens und vor dem Eindringen von Fremdkörpern. Die zweite Ziffer gibt den Schutz vor dem Eindringen von Wasser an.
Die Zahlen reichen bei der ersten IP-Ziffer von 0 bis 6, wobei 0 bedeutet, dass kein Schutz vorhanden ist, wogegen 6 vollen Schutz gegen Staub und Berührungen bezeichnet. Die Zahlen dazwischen unterscheiden sich auf Basis des Durchmessers eines Fremdkörpers, also ab welcher Größe Schutz vor dem Eindringen ins Geräteinnere gegeben ist.
Die Kennziffern sind sowohl in der internationalen Norm ISO 20653 als auch in der deutschen Norm DIN EN 60529 festgelegt.
IP-Ziffer 1
IP-Ziffer 1 (DIN EN 60529) | Schutz gegen Fremdkörper | Schutz vor Berührung |
---|---|---|
0 | kein Schutz | kein Schutz |
1 | gegen feste Fremdkörper mit Durchmesser ≥ 50 mm | gegen Zugang mit dem Handrücken |
2 | gegen feste Fremdkörper mit Durchmesser ≥ 12,5 mm | gegen Zugang mit einem Finger |
3 | gegen feste Fremdkörper mit Durchmesser ≥ 2,5 mm | gegen Zugang mit einem Werkzeug |
4 | gegen feste Fremdkörper mit Durchmesser ≥ 1,0 mm | gegen Zugang mit einem Draht |
5 | gegen Staub in schädigender Menge | vollständiger Berührungsschutz |
6 | staubdicht | vollständiger Berührungsschutz |
Die zweite Ziffer ist neunstufig aufgebaut: von schutzlos über tropfwassergeschützt, sprühwassergeschützt und strahlwassersicher bis hin zum Schutz gegen Hochdruck- und Dampfstrahlreinigung.
IP-Ziffer 2
IP-Ziffer 2 (DIN EN 60529) | Schutz gegen Wasser |
---|---|
0 | kein Schutz |
1 | Schutz gegen Tropfwasser |
2 | Schutz gegen fallendes Tropfwasser, wenn das Gehäuse bis zu 15° geneigt ist |
3 | Schutz gegen fallendes Sprühwasser bis 60° gegen die Senkrechte |
4 | Schutz gegen allseitiges Spritzwasser |
5 | Schutz gegen Strahlwasser (Düse) aus beliebigem Winkel |
6 | Schutz gegen starkes Strahlwasser |
7 | Schutz gegen zeitweiliges Untertauchen |
8 | Schutz gegen dauerndes Untertauchen |
9 | Schutz gegen Wasser bei Hochdruck-/Dampfstrahlreinigung, speziell Landwirtschaft |
Hier einige Beispiele:
Schutzart IP20
Wer ein Produkt mit der Schutzart IP20 vor sich hat, kann davon ausgehen, dass es gegen feste Fremdkörper mit einem Durchmesser ab 12,5 mm und gegen den Zugang mit einem Finger geschützt ist. Wasserdicht ist dieses Produkt allerdings nicht. Produkte dieser Art werden in erster Linie in Innenbereichen eingesetzt.
Schutzart IP44
Ein Produkt der Schutzart IP44 ist vor dem Eindringen von Fremdkörpern ab 1 mm Durchmesser sowie vor allseitigem Spritzwasser geschützt. Vor allem im Außenbereich, das heißt, in Umgebungen, wo Fremdkörper wie Staub und Erde oder kleine Insekten in ein Produkt eindringen könnten, sind Geräte dieser Schutzart zu empfehlen.
Schutzart IP65
Mit IP65 ist ein Produkt absolut staubdicht, und starkes Strahlwasser aus beliebigem Winkel kann ihm nichts anhaben. Verwendet werden Geräte dieser Schutzart zum Beispiel im Badezimmer.
Wenn bei der IP-Schutzart eine der beiden Ziffern nicht angegeben wird, steht an ihrer Stelle ein „X“.
Was ist der Unterschied zwischen Schutzart und Schutzklasse?
Während die Schutzart den Gehäuseschutz eines Gerätes gegen das Eindringen von Fremdkörpern und Wasser definiert, beschreibt die Schutzklasse die Sicherheitsmaßnahmen zur Verhinderung eines Stromschlags.
Die Schutzklassen I, II und III kennzeichnen die Schutzmaßnahmen an elektrischen Geräten und teilen sie ein, zum Beispiel bei Waschmaschinen oder Leuchten. Die Schutzklassen sind mit den Normen EN 61140 beziehungsweise in Deutschland in VDE 0140-1 festgelegt.
- Schutzklasse I zeichnet sich durch die umfangreichsten Schutzmaßnahmen aus. Geräte dieser Art verfügen über eine Schutzerdung.
- Schutzklasse II bedeutet, dass eine doppelte oder verstärkte Isolierung vorhanden ist. Produkte der Schutzklasse III arbeiten mit Sicherheitskleinspannungen (SELV = Safety Extra Low Voltage) oder Schutzkleinspannungen (PELV = Protective Extra Low Voltage).
Neben Schutzklasse I bis III gibt es auch die Schutzklasse 0. Sie ist jedoch in Deutschland und Österreich verboten, da Geräte dieser Klasse lediglich eine Basisisolierung vorweisen. Es ist kein zusätzlicher Schutz der Anwender vor einem elektrischen Schlag vorhanden.
Wann ist welche IP-Schutzart erforderlich?
Wann welcher Schutz erforderlich ist, hängt von der jeweiligen Anwendung ab. Hier ein paar klassische Beispiele für die Anbringung von Leuchten:
Im Außenbereich gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten, Leuchten anzubringen. Jede Situation hat dabei eine andere IP-Schutzanforderung.
- Leuchten im Vordach benötigen mindestens IP44 und sind damit spritzwasserresistent. Regenwasser kann so keinen Schaden anrichten.
- Wandeinbauleuchten brauchen mindestens die Schutzart IP54.
- Flutlichtscheinwerfer oder Wegeleuchten für draußen sollten mindestens mit der Schutzart IP65 gekennzeichnet sein. Sie können dann beispielsweise bedenkenlos mit dem Gartenschlauch abgespritzt werden.
- Alle Leuchten, die man im Freien oder im Garten anbringt, müssen mindestens der IP-Schutzart IP67 entsprechen. Diese Leuchten halten nicht nur Strahlwasser stand, sondern sind auch wasserdicht bei zeitweiligem Untertauchen.
Im Innenbereich spielen IP-Schutzarten ebenso eine wichtige Rolle. Während in trockenen Räumen meist Lampen mit IP20 ausreichen, gestaltet sich der Schutzbedarf im Badezimmer aufgrund von Wasser und Feuchtigkeit als etwas komplexer. Lampen, die im Bad montiert werden, haben je nach Montageort die Schutzarten IPX4, IPX5 oder auch IPX7.
Ein Beispiel: Die Anbringung von Leuchten im Duschbereich oder direktem Badewannenumfeld bedarf der Schutzklasse IP65. Der Schutz gegen Strahlwasser aus allen Richtungen ist hier unerlässlich.
Neben Leuchten gibt es viele weitere Produkte, bei denen die IP-Schutzart eine wichtige Rolle spielt: Kabeltrommeln, Stromverteiler, Verlängerungskabel oder Steckverbinder – je nach Anforderung müssen auch sie vor unsachgemäßer Berührung durch Fremdkörper und äußeren Umwelteinflüssen resistent sein.